Aller Anfang

Thome war zu Beginn der Geburt vor das Haus gegangen, er konnte die Schreie seiner Frau nicht ertragen. Die Nacht war sternenklar, ein eisiger Wind blies. Thome ging zum Schuppen, suchte sich eine geschützte Stelle und rauchte. Das Schilfmeer hinter ihm schaukelte wild, das mächtige Rauschen übertönte fast die Schreie, die aus dem Haus drangen. Noch nie hatte er einen Menschen solche Laute von sich geben gehört. So sehr er sich auch bemühte, er konnte sie nicht mit seiner Frau in Verbindung bringen. Wie war es möglich, dass dieses zarte Geschöpf solche Schreie aus sich herauspresste? Er wollte sich noch weiter entfernen, um endgültig außer Hörweite zu sein, hatte dann aber Angst, dass man ihn vielleicht noch brauchte. Dann musste er da sein und seiner Frau beistehen, egal, wie entsetzlich es auch wäre.
– Es ist dein Kind, wiederholte er ständig. Es ist auch dein Kind.
Die Nacht schien endlos zu sein und Thome fröstelte. Trotzdem verharrte er auf seinem Platz und rauchte.
Es ist tot, es ist tot, es ist tot.
Als Thome diese Worte hörte, fühlte er, wie der Boden unter ihm nachgab. Er kniete hin und ließ sich langsam ins nasse Gras sinken. Die Zigarette verbrannte zwischen seinen Fingern, ohne dass er den Schmerz bemerkte. Er spürte nur, wie die Feuchtigkeit durch seine Kleidung sickerte. Vor sich sah er die Sägeblätter und die vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen des Vorarbeiters. Er konnte fühlen, wie das Blut des Mannes gegen seinen Körper prasselte.
– Es tut mir leid, es tut mir leid, brabbelte Thome ins nasse Gras.
Dann hörte er das Kind schreien.

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